Eminas Stern

Veröffentlicht von Angelika Hohm am

Sterne glitzern wie Diamanten am Himmel. Fällt ein Stern vom Himmel, und du siehst ihn, kannst du dir etwas wünschen. Ich bin Emina – und kann das nicht. Könnte ich mir etwas wünschen, würde ich sagen: “Kannst du ein Schaf nachahmen?“ 

Ein Stern landete direkt auf meinem Fensterbrett. Ich schlafe oft unruhig. Deshalb bin ich wach geworden, weil es in meinem Zimmer plötzlich so hell war. Der kleine Stern sah mich mit traurigen Augen an.

Ich fragte ihn: “Du bist traurig?“

Der Stern antwortete mir mit einem hellen Strahl, funkelnden Augen und einem Lächeln:

Ich habe die Zacken meiner Strahlen verloren. Oben am Himmel will keiner mit mir spielen und ich kann auch nicht mehr geradeaus fliegen. In den Kurven stoße ich manchmal mit anderen Sternen zusammen. Dann schimpfen alle mit mir. Ich habe keine Freunde mehr.“ 

Ich fragte den Stern: “Kannst du ein Schaf nachahmen?“ Und schon kam ein leises „määäh“ vom Stern herüber.

„Kannst du auch laut ein Schaf nachahmen?“ Das ließ sich der kleine Stern nicht zweimal sagen. Sofort ertönte ein lautes “määääääh“.

Ich fragte nach vielen anderen Tieren: Kannst du einen Elefanten nachahmen? einen Hund, eine Katze, einen Esel, einen Raben, ein Pferd. Das sind alles Tiere, die ich gerne mag. Ich kenne sie aus den Büchern, die ich immer mit Mama, Papa und Oma lese.

Der Stern und ich hatten eine Menge Spaß dabei. Dann wurde der Stern wieder traurig.

Er erzählte mir, dass er vieles nicht mehr kann, was am Himmel wichtig ist. Und ganz schlimm war für ihn, dass seine Zacken abgebrochen waren.

„Das ist bei mir auch so“, sagte ich. „Ich habe keine Freunde, weil ich nicht sprechen, lesen, schreiben und singen kann. Mir fehlen auch die Zacken, aber ich kann strahlen. Und du kannst mir auch noch dabei helfen.

Das erstaunte den kleinen Stern. „Wie soll das gehen?“, fragte der Stern.

Ich machte dem kleinen Stern folgenden Vorschlag:  „Am Martinstag, wenn alle Kinder mit ihren Laternen durch die Straßen ziehen, hängst du dich in die Bäume und leuchtest auf meinen Weg.“

„Keiner wird dich entdecken. Alle werden nur denken:Das ist ja nur ein Stern vom Himmel. Der sieht ja aus, wie alle anderen.‚“

„Nur ich und du wissen dann, dass bei uns die Zacken fehlen, aber wir können leuchten. Du bleibst bei mir und wir können Freunde werden – für immer. Dann hast du eine Aufgabe und ich habe einen Stern, der mich immer im Dunkeln beschützt und am Tag meine Fragen beantwortet: ‚Kannst du ein Schaf nachahmen?’“

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